Schon vorgesorgt? – Wieso Altersvorsorge schon für Studierende wichtig ist
Schon während des Studiums an die Rente zu denken, klingt makaber. Da ist man noch nicht ins Berufsleben eingestiegen, schon soll man sich Gedanken über seine Altersvorsorge machen. Allein die Möglichkeiten scheinen endlos: Betriebliche Altersvorsorge, Riester- und Rürup-Rente oder die Börse? Doch ist es vielleicht sinnvoll, besser zu früh als zu spät die ersten Grundsteine für die Zukunft zu legen, auch wenn diese Themen noch so weit entfernt scheinen?
Wieso ist Altersvorsorge wichtig?
Viele Studierende, aber auch Berufstätige, machen sich keine Gedanken über ihre Altersvorsorge. Immerhin gibt es ja die gesetzliche Rente. Ganz nach dem Motto: Wer viel arbeitet, bekommt auch ausreichend Rente. So träumen einige Berufstätige von einer sorglosen Rentenzeit, während der man reisen und sich nach vielen Jahren im Arbeitsleben endlich eine Auszeit nehmen kann. Doch die Realität sieht leider oft anders aus. Mehr als jeder fünfte Mensch über 80 Jahren leidet unter Altersarmut.[1] Von Altersarmut betroffen gelten alle, die über ein maximales Einkommen von 1.167 € im Monat verfügen.[2] Schon heute beträgt das gesetzliche Rentenniveau (also das Verhältnis zwischen der Rentenhöhe und dem aktuellen Durchschnittseinkommen) etwas mehr als 50 % und soll weiter sinken.[3] Das hat zur Folge, dass wir nicht umhinkommen, uns früher oder später mit dem Thema Altersvorsorge zu beschäftigen. Gerade Studierende, die in der Regel ein geringes Einkommen haben und auf Bafög oder elterliche Unterstützung angewiesen sind, sollten sich aber genau überlegen, welche Absicherung für sie überhaupt in Frage kommt.
Wir fassen für euch wichtige Infos zur Altersvorsorge in frühen Jahren zusammen.
Welche Arten von Altersvorsorgen gibt es?
Doch was gehört eigentlich zur Altersvorsorge? Sie besteht aus drei Säulen: die gesetzliche, betriebliche und private Vorsorge. Dabei ist die gesetzliche Rente trotz des stetig sinkenden Rentenniveaus als Fundament zu betrachten. Zusätzlich kann auf betriebliche oder private Vorsorge zurückgreifen werden.
1. Gesetzliche Rente
Pflichtversichert in der gesetzlichen Rentenversicherung sind alle, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. Aber auch Selbstständige können Pflichtmitglieder sein. Die gesetzliche Rente wird auch als Generationenvertrag bezeichnet, da die aktuelle Generation als Beitragszahlende die Rente der heutigen Rentner:innen finanziert. Dieses sog. Umlageverfahren gerät in Zeiten des demographischen Wandels ins Wanken. Die Bevölkerung wird immer älter und die Geburtenraten sind niedrig. Das hat zur Folge, dass es mehr Rentenempfänger:innen als -zahler:innen gibt. Zu den Arten der gesetzlichen Rente gehören die Altersrente, die Erwerbsminderungsrente und die Witwen- bzw. Waisenrente. Wenn wir von gesetzlicher Rente sprechen, ist aber meistens die Altersrente – also die, die man erhält, wenn man das Rentenalter erreicht hat – gemeint. Das Rentenalter liegt für alle Jahrgänge ab 1964 bei 67 Jahren. Ein früherer Rentenbeitritt ist zwar möglich, aber mit Kürzungen der Rente verbunden. Seit 2021 sichert die sog. Grundrente einen Aufschlag auf die gesetzliche Rente, wenn diese einen gewissen Mindestbetrag unterschreitet und mindestens 33 Jahren in die Rentenkasse eingezahlt wurde. Doch selbst dann reicht die gesetzliche Rente für viele nicht aus.
2. Betriebliche Altersvorsorge
Mithilfe der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) kann neben der gesetzlichen Rente eine Zusatzrente über den Arbeitgeber aufgebaut werden. Die bAV finanziert der Arbeitgeber entweder alleine oder gemeinsam mit dem/der Arbeitnehmer:in. Welche Konditionen eine solche bAV hat, unterscheidet sich von Arbeitgeber zu Arbeitgeber. Voraussetzungen für diese Art von Altersvorsorge ist, dass Arbeitnehmer:innen mindestens 3 Jahre im Unternehmen gearbeitet haben und beim Arbeitgeberwechsel mindestens 21 Jahre alt sind. Eine solche Vorsorge kommt somit in den meisten Fällen für Studierende noch nicht in Betracht.
3. Private Rentenversicherungen
Die mittlerweile wichtigste Säule ist die private Altersvorsorge. Hier gibt es unterschiedliche Arten, wie Geld fürs Alter gesichert werden kann.
3.1 Riester-Rente
Bei der Riester-Rente wird monatlich oder jährlich ein Betrag im Zuge eines Riester-Vertrags eingezahlt, welcher später zusätzlich zu der gesetzlichen Rente ausgezahlt wird. Vorteile eines Riester-Vertrags sind staatliche Zulagen (jährlich 175 €) sowie Steuerermäßigungen für die eingezahlten Beiträge. Grundsätzlich kann jeder, der sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist und somit in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, riestern. Die Möglichkeit, einen Riester-Vertrag abzuschließen, besteht damit auch für Studierende mit entsprechendem Nebenjob. Der jährliche Mindestbetrag, der eingezahlt werden muss, liegt bei 60 €. Die Zulage erhält man aber nur, wenn man mindestens 4 % seines letzten Bruttojahreseinkommens einzahlt. Berufseinsteiger:innen, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, erhalten außerdem eine weitere einmalige Zulage von 200 €.
3.2 Rürup-Rente
Ist man jedoch nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt und kann daher keinen Riester-Vertrag abschließen, kommt ein Rürup-Vertrag in Betracht. Diese Art der Altersvorsorge wurde ursprünglich für Selbständige, die keine gesetzliche Rente erhalten, eingeführt. Auch dieser Vertrag ist staatlich begünstigt, indem 94% der Beiträge steuerlich als Sonderausgabe angegeben werden können. Eine Rürup-Rente macht also besonders dann Sinn, wenn man schon bei Vertragsschluss ein hohes Einkommen aufweisen und zukünftig auch aufrechterhalten kann. Denn gerade dann kann auch ein hoher Betrag eingezahlt und der Vorteil einer solchen Rente bestmöglich ausgenutzt werden. Diese Art der Altersvorsorge ist für Studierende somit auch nicht unbedingt sinnvoll.
3.3 Andere private Rentenversicherungen
Daneben existieren auch weitere private Rentenversicherungen. Hierbei werden zwei Arten von privaten Rentenversicherungen unterschieden: Die aufgeschobene Rentenversicherung und die Sofortrente. Bei der aufgeschobenen Rentenversicherung zahlt man monatlich Beiträge bei einer Versicherung ein und erhält, in Abhängigkeit von dem eingezahlten Betrag, ab dem Renteneinritt eine monatliche Rente ausgezahlt. Bei der Sofortrente dagegen kann flexibel ein gewisser Betrag eingezahlt werden, der ab einem frei wählbaren Zeitpunkt monatlich ausgezahlt wird. Die Sofortrente lohnt sich also insbesondere für ältere Menschen, die im Laufe ihres Berufslebens bereits einiges an Geld zurücklegen konnten und eine zusätzliche Absicherung im Alter haben möchten. Die Höhe der ausgezahlten Rente bestimmt sich nach dem Rentenfaktor.
Private Rentenversicherungen werben oft mit hoher Sicherheit für die Vertragsabschließenden. Denn durch einen Garantiezins soll der zu Vertragsbeginn vereinbarte Zinssatz bis zum Vertragsende unverändert bleiben. Der Garantiezinssatz sinkt seit einigen Jahren allerdings stetig und lag 2022 bei 0,25 %. Dieser Zins wird außerdem nicht auf den gesamten eingezahlten Betrag, sondern nur auf den Sparanteil gerechnet. Das ist der Anteil, der nach Abzug aller Kosten für Verwaltung und Provision übrigbleibt. Der Sparanteil liegt in der Regel bei etwa 80 – 90 % des eingezahlten Betrags. Das führt dazu, dass sich solche Formen der privaten Rentenversicherung heute kaum noch lohnen.
4. ETFs und ETF-Sparpläne
ETF steht für „Exchange Traded Fund“ und ist somit ein börsengehandelter Indexfonds. Ein Fonds sammelt Geld unterschiedlicher Anleger, welches am Finanzmarkt – möglichst gewinnbringend – investiert wird. Hier kann man auch zusätzlich zwischen einem gemanagten Fonds – also einem Fonds der von einem/einer Investmentbanker:in betreut wird – und einem Indexfonds (ETF) unterscheiden. Bei einem Indexfonds werden die Entwicklungen eines Index abgebildet. Dieser Index spiegelt die Entwicklung eines Marktes oder eine Branche wider. Das könnte ein Abbild der gesamten Weltwirtschaft oder einer spezifische Branche wie der Holzindustrie sein. Bei einem ETF wird also nicht nur in eine Aktie, sondern in mehrere Aktien eines Index investiert. Dies führt dann dazu, dass abhängig vom betrachtenden Index auch der Wert der ETF steigt oder fällt. Durch diese Index-Nachbildung sind keine aufwändigen Analysen notwendig, wodurch sich die Kosten und Gebühren für ETFs in Grenzen halten. Zudem hat dies den Vorteil, dass das Risiko durch eine Diversifizierung besser verteilt wird und man sein Geld nicht nur „auf ein Pferd“ setzt. ETFs unterscheiden sich untereinander neben ihren zugrundeliegenden Indizes auch in ihrem Risiko und in der Gewinnausschüttung.
Mithilfe eines ETF-Sparplans kann außerdem ein Betrag ausgewählt werden, für den regelmäßig – z.B. monatlich oder quartalsweise – ETFs bzw. Anteile derer gekauft werden. Sparraten sind teilweise bereits in Höhe von einem Euro möglich. Die regelmäßigen Investitionen laufen automatisch ab, können jedoch jederzeit ausgesetzt, reduziert oder erhöht werden. Wer Interesse an einem solchen Sparplan hat, sollte sich nach kostenlosen Online-Depots umschauen und darauf achten, dass die Sparpläne sowie der Kauf und Verkauf von ETFs mit keinen oder wenigen Kosten verbunden ist. ETF-Sparpläne sind für langfristige Absicherungen und somit gerade für die Altersvorsoge aufgrund von tendenziell stetig steigenden Märkten geeignet.
Fazit
Der Markt für die individuelle Altersversorgung ist groß. Jeder sollte jedoch für sich entscheiden, welche Art der Altersvorsorge für sie oder ihn am besten geeignet ist. Auch Studierende können sich bereits jetzt Gedanken über ihre Zukunft machen. Denn eines ist sicher: Je früher man sich mit dem Thema Altersvorsorge auseinandersetzt, desto besser. Doch gerade Studierende, die ein geringes Einkommen aufweisen, sollten sich nicht mit zu hohen monatlichen Kosten übernehmen. Langfristige und starre Verträge sind in den meisten Fällen also ungeeignet. Flexible Anlagen wie ETF-Sparpläne können dagegen eine gute und langfristige Alternative darstellen. Bereits kleine Beträge können im Alter einen Unterschied machen!
[1] https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/presse/pressemitteilungen/fast-ein-viertel-der-ueber-80-jaehrigen-in-deutschland-leidet-unter-altersarmut-190132#:~:text=Fast%20ein%20Viertel%20der%20%C3%BCber%2080%2DJ%C3%A4hrigen%20in%20Deutschland%20leidet%20unter%20Altersarmut,-Frauen%20st%C3%A4rker%20als&text=Mehr%20als%20jeder%20f%C3%BCnfte%20Mensch,h%C3%B6her%20als%20bei%20den%20M%C3%A4nnern, zuletzt aufgerufen am 26.02.2022.
[2] https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/presse/pressemitteilungen/fast-ein-viertel-der-ueber-80-jaehrigen-in-deutschland-leidet-unter-altersarmut-190132#:~:text=Fast%20ein%20Viertel%20der%20%C3%BCber%2080%2DJ%C3%A4hrigen%20in%20Deutschland%20leidet%20unter%20Altersarmut,-Frauen%20st%C3%A4rker%20als&text=Mehr%20als%20jeder%20f%C3%BCnfte%20Mensch,h%C3%B6her%20als%20bei%20den%20M%C3%A4nnern, zuletzt aufgerufen am 26.02.2022.
[3] https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Rente/Allgemeine-Informationen/Wissenswertes-zur-Rente/FAQs/Rente/Rentenniveau/Rentenniveau_Liste.html#eaac65a6-13d5-4482-9653-fc03d3b174fb, zuletzt aufgerufen am 26.02.2022.