Olympia 2022 in Beijing, China
Fast jeden Tag kommen neue Meldungen zu Olympia 2022 in China. Meist ist der sportliche Aspekt nur eine Randfigur. Denn gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist der Aufwand, solche großen Events durchzuführen, besonders groß. Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Informationen rund um diese Themen knapp zusammen, sowohl aus sportlichen als auch aus gesellschaftskritischen Gesichtspunkten.
Die olympischen Winterspiele in China, unter welchem Stern leuchten sie eigentlich?
Die nächsten olympischen Winterspiele stehen vor der Tür und stellen eines der ersten großen Events im Kalenderjahr 2022 dar. Die Spiele finden in Beijing (deutsch Peking) statt und werden vom 4. Februar bis zum 20. Februar ausgetragen.
Verteilt werden die Wettbewerbe auf drei Zentren: Peking, Yanqing (rund 75 Kilometer entfernt von der chinesischen Hauptstadt) und Zhangjiakou (180 Kilometer entfernt).
Peking ist die erste Stadt, die sowohl Ausrichter einer Sommer- als auch einer Winterolympiade ist, nachdem bereits 2008 die Sommerspiele in Peking stattfanden.
Mit fast 3000 Athleten, die in 109 Wettbewerben antreten, werden 7 Medaillensätze mehr vergeben als noch bei den olympischen Winterspielen vor 4 Jahren in Pyeongchang, Südkorea.[1]
Doch anstatt unter dem Stern des Wettkampfes unterschiedlichster Nationen und dem Zusammentreffen vieler Sportler in unzähligen Sportarten zu leuchten, stehen die olympischen Spiele 2022 wegen ihres Austragungsortes in der Diskussion.
China, bekannt für seinen sehr harten Umgang in der Corona-Politik, sieht auch für die anstehenden olympischen Spiele harte Maßnahmen vor.
Zutritt bekommen nur vereinzelt Zuschauer vom chinesischen Festland, Zuschauer aus dem Ausland sind nicht zugelassen.[2]
Geimpfte Athleten müssen sich unmittelbar nach der Einreise in eine sogenannte „Bubble“ begeben, die für alle Teilnehmer ab dem 23. Januar aufgezogen wird und die während der gesamten Spiele über nicht verlassen werden darf.
Innerhalb einer Bubble werden die Teilnehmer und ihre Betreuer von Außenstehenden räumlich isoliert, um Ansteckungen mit dem Corona-Virus und damit den Ausfall bei der Veranstaltung zu vermeiden. Bereits bei der NBA, der Profi-Basketball Liga aus den USA, fand diese Herangehensweise Anwendung.
Was passieren kann, wenn ein Sportevent nicht in einer solchen Bubble ausgetragen wird, sieht man an der jetzigen Handball-EM 2022 in Ungarn und der Slowakei. Die Stadien waren teilweise voll ausgelastet, viele Zuschauer trugen keine Masken. Es gab mehr als 100 infizierte Spieler, davon allein 15 im deutschen Team (Stand: 23. Januar).
Derartige Umstände will man in China auf jeden Fall vermeiden.
Um als Sportler an den Spielen teilnehmen zu dürfen, muss man bis spätestens 14 Tage vor Abflug vollständig geimpft worden sein. Drei PCR-Testungen sind weiterhin Vorschrift (die Erste bis 96 h vor Abreise, die Zweite bis 72 h vor Abreise und die Letzte in China vor Einreise ins Land). Erforderlich sind jeweils ein negatives Ergebnis und ein CT-Wert von über 40. Bei einem Wert zwischen 30 und 40 sollen internationale Experten entscheiden. Bei jeder Person kommt es zu einer Einzelfallprüfung.[3]
Zudem muss eine lückenlose Dokumentation des Gesundheitszustandes über eine App "My 2022" ab 14 Tage vor Abflug geführt werden.
Ungeimpfte Sportler müssen vor Abreise einen Antikörper-Test nachweisen und sich in China in eine 21-tägige Isolation begeben, um sich dann innerhalb der Bubble bewegen zu dürfen.
Tägliche PCR-Testungen von Sportlern und Teammitgliedern sollen Infektionen schnell aufspüren und damit Ansteckungen verhindern.[4]
Das sind nur einige der Maßnahmen in dem 70-seitigen Buch, das die Veranstalter im Dezember 2021 veröffentlicht haben, um die Einreise und einen reibungslosen Betrieb zu ermöglichen. Dennoch besteht bei vielen Sportlern die Angst vor einem positiven oder auch einem falsch-positiven Test.
Einen solch falsch-positiven Test gab es beim deutschen Rennrodler Tobias Arlt im November 2021 am Rande einer Trainingsreise nach China. Dabei kritisierten die Rennrodler um Arlt insbesondere die hygienischen Zustände im Quarantäne-Hotel und das generelle Informationsmanagement der Chinesen vor Ort.[5]
Wer positiv während der Spiele getestet wird, muss sofort in Isolation. Sportler ohne Symptome müssen in ein Quarantäne-Hotel. Personen mit Corona-Symptomen sollen in ein speziell dafür vorgesehenes Krankenhaus.
Bei all diesen Maßnahmen und Anforderungen stellt sich die Frage, ob unter diesen Bedingungen überhaupt „faire“ Winterspiele durchgeführt werden können und inwiefern es sich wirklich lohnt, diese Spiele um jeden Preis auszutragen.
Ein weiteres Problem, das einen großen Schatten auf die Spiele wirft, sind die Menschenrechtsverletzungen, die man China vorwirft. Dies gilt etwa mit Blick auf die muslimischen Uiguren in der Provinz Xinjing, den Konflikt Chinas mit dem Tibet oder die Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong.
Gerade deswegen ist auch eine Boykott-Diskussion rund um die olympischen Winterspiele 2022 entstanden. Viele Länder wie die USA oder Großbritannien haben bereits angekündigt, keine politischen Vertreter zu den Spielen zu entsenden, sozusagen ein diplomatischer Boykott. Die EU hat diese Frage für sich noch nicht abschließend beurteilt.
Daneben gibt es in den Wintersportregionen, in denen die olympischen Spiele stattfinden, außerdem sehr wenig bis keinen Schnee. Als Austragungsort wurde eine ausgesprochen trockene, windige und niederschlagsarme Wintersportregion ausgewählt. Somit muss größtenteils Kunstschnee verwendet werden, um den Sportlern beste Bedingungen bieten zu können. Der Norden Chinas gehört zu den trockensten Regionen der Welt. „Rund 570 Millimeter Niederschlag fallen hier im Durchschnitt pro Jahr, in Sölden beispielsweise sind es mehr als 1500.“, berichtet die Neue Zürcher Zeitung.[6] Außerdem sind Böen mit Geschwindigkeiten von bis 100 Km/h keine Seltenheit. Dies alles sind schwierige Bedingungen für die olympischen Winterspiele.
Bei all diesen Problemen und Diskussionen stellt sich die Frage, wieso die olympischen Winterspiele überhaupt nach Peking bzw. nach China vergeben worden sind.
Die Entscheidung ist bereits 2015 gefallen, sodass die Verschärfung der Debatte um den Umgang mit den Uiguren noch nicht abzusehen war. Zur Auswahl standen zudem damals nur Almaty in Kasachstan und eben Peking in China. Andere potenzielle Bewerber, wie auch München, waren teilweise am Volksentscheid der Bürger gescheitert, sodass sie von vornherein ausschieden.
Für andere mögliche Austragungsstädte wie Barcelona waren die finanziellen Herausforderungen zu groß.[7]
Somit konnte eine Entscheidung nur noch zwischen zwei Orten gefällt werden. Im Ergebnis bekam Peking den Zuschlag, was allerdings schon damals auf Kritik stieß.
Es bleibt also nur zu hoffen, dass die olympischen Spiele sportlich fair ausgetragen werden können und auch möglichst alle Sportler von Corona verschont bleiben. Denn das ist es doch, worum es bei Olympia geht: Das Zusammenkommen verschiedenster Sportler aus unterschiedlichen Ländern, um sich im sportlichen Wettkampf miteinander zu messen und zwar auf der Grundlage der olympischen Werte wie Fairness, Toleranz und Friedfertigkeit.
[1] https://olympics.com/de/news/beijing-2022-eine-ubersicht-uber-die-besten-athleten-und-teams-bei-den-olympisch (Stand: 18.1.2022)
[2] https://www.tagesschau.de/sport/sportschau/olympische-winterspiele-peking-zuschauer-103.html (Stand:18.1.2022)
[3] https://www.sportschau.de/olympia/corona-und-olympia-peking-regeln-lockdown-internationale-aengste-100.html (Stand: 23.1.2022)
[4] https://www.sportschau.de/olympia/corona-und-olympia-peking-regeln-lockdown-internationale-aengste-100.html (Stand: 23.1.2022)
[5] https://www.sportschau.de/olympia/corona-und-olympia-peking-regeln-lockdown-internationale-aengste-100.html (Stand: 23.1.2022)
[6] https://www.nzz.ch/sport/peking-2022-dieser-mann-ist-fuer-den-schnee-an-olympia-zustaendig-ld.1659949 (Stand: 18.1.2022)
[7] https://www.sportschau.de/olympia/olympia-peking-2022-wie-es-zu-der-vergabe-kam100.html
(Stand: 18.1.2022)