MLM-Marketing

Ajla Hajric · 

Immer häufiger hört man von Unternehmensmodellen, mit denen man als Selbstständige:r seine Arbeitszeit frei einteilen, währenddessen die Welt bereisen, gleichzeitig seine Träume verwirklichen und finanziell unabhängig sein kann. Das klingt doch fantastisch – beinahe zu schön, um wahr zu sein. Stimmen diese Aussagen und Versprechen? Was steckt wirklich hinter sogenannten Multi-Level-Marketing-Systemen? Handelt es sich um eine Abzocke und gar um ein illegales Geschäftsmodell?

Was ist MLM?

Multi-Level-Marketing (MLM) oder auch Netzwerk-Marketing ist eine Art des Direktvertriebs. Bei Direktvertrieben erfolgt der Verkauf von Produkten bzw. Dienstleistungen vom Unternehmen ohne Zwischenschritte direkt an den Kunden. Anders als bei gewöhnlichen Direktvertrieben geht es bei MLM-Unternehmen neben dem Verkauf von Produkten bzw. Dienstleistungen um das Anwerben von weiteren Verkaufsmitarbeiter:innen. Verkäufer:innen solcher Unternehmen sind häufig selbstständig tätig. Sie erhalten sowohl für eigene Verkäufe als auch für Verkäufe durch von die von ihnen angeworbenen Verkäufer:innen eine Provision. So entsteht schnell ein großes Netzwerk aus Verkaufspersonen.

In den vergangenen Jahren haben sich bereits einige MLM-Unternehmen bewährt. Vom Verkauf von Staubsaugern und Brotdosen über Kosmetikprodukte bis hin zum Tradingbereich sind MLM-Unternehmen in verschiedenen Branchen vertreten. Grund hierfür ist, dass dieses System für Unternehmen und Selbstständige viele Vorteile mit sich bringen kann. So haben Unternehmen durch den Aufbau eines Verkäufer:innennetzwerks die Möglichkeit, ihre Produkte bzw. Dienstleistungen in kürzester Zeit bekannt zu machen und einer breiten Masse vorzustellen. Außerdem können sich Unternehmen durch die selbstständigen Verkäufer:innen z.B. Mieten oder Lohnnebenkosten sparen. Hierdurch können auch Provisionen für Verkaufspersonen höher ausfallen. Aber auch ein Aufstieg innerhalb des Unternehmens ist bei MLM-Unternehmen möglich.

Abgrenzung zum Pyramidensystem

Auch wenn das System einem Pyramidensystem ähnelt, muss hier klar abgegrenzt werden. Denn Pyramidensysteme sind in Deutschland verboten. Bei Pyramidensystemen geht es primär um das Anwerben und Recruiting weiterer Verkäufer:innen bzw. Mitarbeiter:innen. Der Verkauf von Produkten oder das Anbieten von Dienstleistungen rückt in den Hintergrund. Um die bisherigen Mitarbeitenden zum Anwerben zu motivieren, werden hierfür meist Provisionen oder Prämien angeboten. Oft sind zudem die Produkte überteuert, was den Verkauf erschwert. Auch hierdurch soll der Anreiz geschaffen werden, seinen Umsatz durch das Anwerben weiterer Mitarbeiter:innen zu erhöhen.

Woran erkennt man unseriöse MLMs?

Doch nicht alle – wenn auch legale – MLM-Unternehmen sind auch seriös. Manche Unternehmen werben mit luxuriösen Lifestyles und damit, schnell und ortunabhängig viel Geld verdienen zu können. Es wird ein Bild vermittelt, welches oft nicht der Wahrheit entsprecht.

Unseriöse MLM-Unternehmen kann man an einigen Punkten erkennen. Grundsätzlich ist erst einmal darauf zu achten, ob die Produkte zu einem angemessenen Preis angeboten werden oder ob es sich um ein überteuertes Produkt handelt, welches man auch im nächsten Kaufhaus oder Onlineshop für deutlich weniger Geld erwerben kann. Daneben verlangen einige Unternehmen eine hohen Anfangsinvestition von neu einsteigenden Verkäufer:innen. Dieser finanzielle Einsatz wird häufig damit gerechtfertigt, dass neue Mitarbeitende erst beweisen müssen, dass sie hinter dem Unternehmen stehen und die Angelegenheit ernst nehmen. Das investierte Geld soll angeblich in Kürze wieder eingenommen werden, denn die ersten finanziellen Erfolge würden nicht lange auf sich warten lassen. Verknüpft werden solche Aussagen mit Versprechungen, frei über sein Leben und seine finanzielle Unabhängigkeit bestimmen zu können. Der finanzielle Einsatz soll im Gegensatz zum angeblichen hohen Gewinn minimal und somit lohnenswert erscheinen.

Ein weiteres Warnzeichen ist, wenn Verkäufer:innen bzw. Mitarbeite:innen nahezu penetrant dazu aufgefordert werden, Werbung für das Unternehmen zu machen. Das kann heutzutage über die altbekannte Mundpropaganda oder auch über soziale Medien und Messengerdienste erfolgen. So soll die Reichweite des Unternehmens erhöht und weitere Mitarbeiter:innen angeworben werden. Werben Mitarbeiter:innen nicht oder zu wenig, üben einige Unternehmen Druck auf sie aus.

Daneben gibt es für Verkäufer:innen bzw. Mitarbeiter:innen häufig Schulungen oder sog. Motivationsevents. Hier sollte darauf abgestellt werden, um was es bei solchen Veranstaltungen genau geht. Liegt der Fokus auf den Produkten und dem Verkauf? Oder steht das Recruiting neuer Mitarbeiter:inne und die Zurschaustellung des Unternehmens im Vordergrund?

All das sind Indizien dafür, dass das Unternehmen unseriös sein könnte. Am Ende kommt es natürlich auf das Gesamtbild und das Unternehmen im Einzelfall an und kann nicht so einfach pauschal bestimmt werden.

Fazit

Das Konzept des Multi-Level-Marketings ist kein neues. Schon seit Jahrzehnten gibt es unzählige Unternehmen mit diesem Geschäftsmodell. Für Unternehmen, aber auch für die selbstständigen Mitarbeiter:innen kann das System Vorteile mit sich bringen. Aber Achtung: Nicht alle MLM-Unternehmen sind auch seriös. Deshalb sollte auf bestimmte Punkte geachtet werden, bevor man solche Unternehmen unterstützt oder man gar vorschnell Teil des Unternehmens wird.