Digitale Spaltung – Wie die Digitalisierung unsere Gesellschaft teilt

Lena-Marie Adam (Gastbeitrag) · 

Die Digitalisierung erreicht immer mehr Lebensbereiche und betrifft die gesamte Gesellschaft, nicht bloß Teile davon.
Trotzdem ist erkennbar, dass eine digitale Spaltung zwischen den Menschen stattfindet. Während junge Menschen kaum Probleme mit der Digitalisierung haben, werden vor allem ältere Menschen von ihr abgehängt. Doch woher kommt das und was können wir dagegen tun?

Die Digitalisierung hält zunehmend Einzug in unser Leben. Das ist eine Entwicklung, die die gesamte Gesellschaft betrifft und nicht bloß Teile davon.
Trotzdem ist erkennbar, dass eine digitale Spaltung zwischen den Menschen stattfindet.
Vor allem jüngeren Menschen bereitet die fortschreitende Digitalisierung wenige Probleme. Nahezu jeder der Jugendlichen hat heute ein internetfähiges Handy, die Kommunikation über soziale Medien ist Alltag. Heute benutzen fast 100 % der Jugendlichen das Internet.
Bei den älteren Generationen in unserer Gesellschaft sieht das jedoch anders aus: laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen benutzen nur knapp 64 % der Menschen über 70 Jahren das Internet.
Dass gerade ältere Menschen mit der Digitalisierung vielfach nicht mithalten können, war auch schon vor der Corona-Pandemie deutlich erkennbar. In vielen Bereichen sahen sie sich benachteiligt, in denen man ohne Internetzugang gar nicht mehr weiterkam. Z. B. wurde das Filialnetz von Banken mittlerweile stark ausgedünnt, vielmehr wird auf Online-Banking verwiesen. Beschwerden beim Staat oder die Steuererklärung sind vielerorts auch nur noch online möglich. Und im öffentlichen Nahverkehr wird immer mehr auf digitale Vernetzung gesetzt, z. B. mit Fahrplan-Apps oder der Online-Buchung von Fahrtickets.
Die Pandemie hat diese Lage des Abgehängt-Seins noch verstärkt: das neuartige Kontakthalten über soziale Medien und Videokonferenzen fiel vor allem älteren Menschen schwer, viele vereinsamten. Theateraufführungen, Konzerte und Gottesdienste wurden monatelang ausschließlich per Live-Stream angeboten und konnten damit nur von denjenigen „besucht“ werden, die über mobile Endgeräte verfügten. Die Verteilung von Corona-Impfterminen wird im Wesentlichen digital über die Website der Landesregierung organisiert; ohne Internetzugang, internetfähiges Endgerät oder hilfsbereite Mitmenschen hatte man zu Beginn kaum eine Chance, einen der begehrten Impftermine zu ergattern. Und auch die Corona-Warn-App sowie der digitale Impfausweis benachteiligen diejenigen, die mit der Digitalisierung nicht mithalten können oder wollen.
Es sind laut dem Institut für Informationsmanagement Bremen derzeit 20 Millionen Menschen, die durch die Digitalisierung in Deutschland auf der Strecke bleiben. Und diese Unterschiede innerhalb der Gesellschaft hinsichtlich des Standes der Digitalisierung werden als digitale Spaltung bezeichnet.
Doch woher kommen diese Unterschiede, die zur Spaltung der Gesellschaft führen? Warum hat die Jugend von heute kaum Probleme, mit der Digitalisierung mitzuhalten, während ältere Menschen davon abgehängt werden?
Zentral hierfür ist wohl, dass die jüngere Generation schon mit der zunehmenden Digitalisierung aufwächst. Während sie sich von klein auf mit der Technik befassen kann und muss und andere Zeiten gar nicht mehr kennt, ist es für die älteren unserer Mitbürger oftmals absolutes Neuland und eine viel größere Umstellung im Vergleich zu den Zuständen, die sie von klein auf kennen und gewohnt sind. Aufgrund dessen fehlt es oft an Interesse, Akzeptanz oder Notwendigkeit, sich in die neuen Techniken einzuarbeiten, während es für die Jugend selbstverständlich ist.
Daher rührt wohl auch, dass ältere Menschen oft größere Berührungsängste bezüglich des „Neuland Technik“ haben als junge Menschen. Während junge Leute viel nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ ausprobieren, haben ältere Menschen eher Angst, Probleme nicht bewältigen zu können, nicht ausreichend vor Gefahren wie Betrug oder Diebstahl im Internet geschützt zu sein oder „einfach mal irgendwo draufzudrücken“. Und deshalb verzichten sie oft lieber ganz auf die Nutzung von technischen Geräten.
Es wird also deutlich, warum die Digitalisierung gerade die älteren Menschen kaum erreicht. Sie werden von der zunehmenden Digitalisierung abgehängt. Diese Lücke muss dringend geschlossen werden, denn nur so kann heutzutage die aktive Teilhabe älterer Menschen an der Gesellschaft gewährleistet werden. Doch was kann man nun hier tun?
Hier gibt es zwei Möglichkeiten:
Die eine Möglichkeit wäre, wieder mehr auf analoge statt auf digitale Wege zu setzen. Jedoch erscheint es nicht möglich, die Digitalisierung aufzuhalten. Außerdem hat die Digitalisierung auch viele Vorteile, die man nicht ignorieren kann und darf.
Deshalb ist es wohl die bessere Alternative, den Abgehängten die Vorteile der Digitalisierung aufzuzeigen und weiterhin die Technik zugänglich und handhabbar für alle zu machen.
Es müssen also zunächst bessere Angebote für diese Mitmenschen geschaffen werden, sodass für alle ein Zugang zum Internet möglich ist. Vorzeigeideen sind hier z. B. Internetcafés für ältere Menschen, in denen sie Zugang zu Computern und Internet haben.
Des Weiteren dürfen sie mit ihren Sorgen, Problemen und der Unerfahrenheit aber nicht allein gelassen werden. Hier können Schulungen oder Kurse weiterhelfen, die den Unerfahrenen rücksichtsvoll das nötige Wissen vermitteln. Außerdem könnte es helfen, wenn Anglizismen im Internet besser erklärt, Bildschirmoberflächen übersichtlicher und klarer gestaltet und Buttons größer dargestellt werden.

Ihr seht: es sind dringend Maßnahmen nötig, um die abgehängten Teile unserer Gesellschaft mitzunehmen. Das ist heute für eine angemessene Teilhabe an der Gesellschaft – ganz besonders in Pandemie-Zeiten – schlicht unerlässlich.