Die mündliche Prüfung im Jura-Examen — ein Erfahrungsbericht

Carla Bernd · 
Man sieht einen altrosafarbenen Hintergrund mit einem weißen unregelmäßigen Fleck in der Mitte. Darin befindet sich eine graphische Darstellung mit einer Uhr, einer Sanduhr und einem Kalender.

Unsere Autorin Carla hat im vergangenen Jahr ihre Staatliche Pflichtfachprüfung im Saarland bestanden und teilt ihre Erfahrungen und Tipps mit euch!

Bald ist es so weit und die aktuellen Examenskandidierenden des Saarlandes bekommen die Noten der schriftlichen Prüfungen mitgeteilt. Damit geht es in den Teil des Examens, an den man in der ganzen (und langen) Zeit der Vorbereitung kaum einen Gedanken verschwendet: die mündliche Prüfung. Egal ob Staatlicher Pflichtteil oder universitärer Schwerpunkt, die mündliche Prüfung gibt einem die Chance, die — vielleicht nicht so gut wie erhofft ausgefallenen — Noten des schriftlichen Teils zu verbessern. Ich konnte meine Noten im Pflichtteil sogar um fast einen Notenpunkt heben. Und trotz der Signifikanz (so macht im Saarland etwa der mündliche Teil knapp 30% der Gesamtnote aus) wird in kaum einen Repetitorium darauf vorbereitet. Deshalb möchten wir euch ein paar Tipps geben, mit Hilfe derer ihr euch in den kommenden Wochen erfolgreich vorbereiten könnt.

Doch erstmal: Wie läuft so eine mündliche Prüfung genau ab? Im Saarland gibt es vor dem Start der Prüfung die Möglichkeit eines Vorgesprächs mit dem/der Vorsitzenden der Prüfungskommission, die aus je einem/einer Prüfer:in für jedes Prüfungsfach besteht. In diesem könnt ihr etwa eure Erwartungen schildern, die ihr an die Prüfung und das Ergebnis habt. Danach beginnt die eigentliche mündliche Prüfung, bei der jede:r Teilnehmer:in etwa 15 Minuten lang Fragen beantworten muss. Im Anschluss an die letzte Prüfung werden nach einer Beratung der Prüfenden die Noten verkündet. Das heißt, du weißt noch am Tag der Prüfung, wie dein Gesamtergebnis ausfällt.

Und wie bereite ich mich nun am besten vor? Beginnen würde ich persönlich ein paar Wochen vor dem vermutlichen Termin der Notenverkündung. In dieser Zeit bietet es sich an, die Grundlagen noch mal zu wiederholen und sich mit altbekannter und neuerer Rechtsprechung zu beschäftigen. Das meiste wirst du zwar noch wissen, doch schadet eine kurze Wiederholung der Basics nie. Dafür hatte ich für die Pflichtfachprüfung ein Skript von Alpmann/Schmidt, das explizit auf das Mündliche vorbereiten soll, genutzt. Für den Schwerpunkt verwende ich dafür aktuelle Karteikarten, die ich mir beim Lernen gemacht habe.

Mit dem Erhalt der Noten der schriftlichen Prüfung per Post werden dir nun auch der Termin und deine Prüfer:innen fürs Mündliche mitgeteilt. Da es einige Prüfer:innen gibt, die schon länger dabei sind, ist es empfehlenswert, sich Protokolle anzuschauen, die dir unter Umständen Aufschluss darüber geben können, was für Fragen sie stellen könnten, ob sie in der Benotung eher nett oder streng sind und worauf sie bei den Kandidierenden Wert legen. Diese kann man etwa über juridicus beziehen. Nach Studie der Protokolle geht es deshalb an die Prüfer:innen-spezifische Vorbereitung, in der du dich auf das konzentrierst, was dein:e Prüfer:in gerne abfragt. Wird gerne nach aktuellen Themen aus der Politik und der Rechtsprechung gefragt? Oder befassen sie sich mit Veröffentlichungen der Prüfer:in? Mit welchen Rechtsgebiet beschäftigt er oder sie sich beruflich? Natürlich kann es auch vorkommen, dass du eine:n Prüfer:in erwischst, für den oder die es noch keine Protokolle gibt. Doch keine Panik, oft kann es helfen, sich mit der Person und ihrem Werdegang auseinanderzusetzen. Außerdem hast du schließlich alle Grundlagen wiederholt und bist daher in der Regel schon gut vorbereitet.

Damit ist der „juristische“ Teil der Vorbereitung auf die mündliche Prüfung geschafft. In einem Part zwei zu diesem Thema werden wir euch Anfang Dezember noch Tipps geben, mit denen ihr mit einem guten Gefühl und hoffentlich ruhigen Nerven in diesen Teil des Examens starten könnt.