Die mündliche Prüfung im Jura-Examen — Teil 2
Unsere Autorin Carla hat kürzlich das erste Staatsexamen absolviert und gibt euch Tipps für die mündliche Prüfung. Im zweiten Teil ihres Erfahrungsberichts geht es heute um alles, was neben dem Fachwissen noch wichtig ist: Dresscode, Nervenflattern, die Mitprüflinge… Denn dazu, sich in der Prüfungssituation souverän und sicher zu fühlen, gehört einiges mehr als hervorragende Kenntnisse!
Zunächst ist es empfehlenswert, die Outfit-Frage schon mit gewissem Vorlauf zu klären. Kurz vor der Prüfung nach einer geeigneten Garderobe zu shoppen kann unnötigen Stress verursachen. Denn für die mündlichen Prüfung gilt ein gewisser inoffizieller Dresscode: Männer sollten im Anzug, Frauen im Hosenanzug oder Kostüm kommen. Ein Sakko oder Jackett sollte in jedem Fall getragen werden (kleiner Tipp zwischendurch: Zieht dieses nur aus, wenn euer:e Prüfer:in es auch abnimmt, egal wie heiß es vielleicht im Sommer ist! Viele Prüfer:innen würde dies als Fehltritt werten.). Farblich empfehlen sich neutrale Töne, wie blau, schwarz, braun oder beige. Die mündliche Prüfung ist meist nicht der richtige Ort, um seine Fühler stylingmäßig auszustrecken. Mit einem klassischen, professionellen Auftreten geht man hier auf Nummer sicher.
Wenn das Outfit steht und die Prüfung naht, kann es sein, dass die Nerven langsam blank liegen. Mein Tipp an dieser Stelle: Versuch dir vor Augen zu führen, was du schon geschafft hast. Der schwierigste und größte Teil liegt schon hinter dir. Dein fachliches Wissen hast du in den schriftlichen Prüfungen schon unter Beweis gestellt. Im Idealfall geht es in der mündlichen Prüfung auch nicht mehr ums Bestehen, sondern lediglich darum, noch so viele Punkte herauszuholen, wie es geht. Doch auch, wenn das Bestehen noch auf der Kippe steht, ist keine Panik angesagt. Schau dir die Statistiken der letzten Jahre an und wie wenige Prüflinge wegen der mündlichen Prüfung durchgefallen sind. In den Jahren 2018 bis 2022 hat im Saarland bei 167 bis 190 Prüflingen durchschnittlich nur eine Person wegen des Mündlichen das erste Staatsexamen nicht bestanden. Außerdem sind die meisten Prüfer:innen ihren Prüflingen wohlgesonnen und möchten, dass ihr gut abschneidet. Sie waren schließlich selbst schon in dieser Situation. Also nicht verzagen.
Hilfreich kann es zudem sein, herauszufinden, wer die Mitprüflinge sind und sich mit diesen zu treffen. Vielleicht können hier noch Tipps oder Wissen über die Prüfer:innen ausgetauscht werden. Zudem ist es gut, schon vor der Prüfung eine Beziehung zu den „Leidensgenossen“ aufzubauen. Schließlich muss man die Situation gemeinsam meistern. Doch auch, wenn ein Kennenlernen vorher nicht stattfinden kann, ist der Austausch in den Prüfungspausen und davor hilfreich. Denn so könnt ihr euch nicht nur besprechen, welche Themen ihr für relevant haltet, oder Gedanken zum bisherigen Ablauf austauschen, sondern euch vor allem auch emotional beistehen.
Schlussendlich kann ich nur empfehlen, tief durchzuatmen. Klärt das Outfit frühzeitig, damit ihr euch nicht mehr Last Minute darum kümmern müsst und verinnerlicht, dass das „Schlimmste“ schon geschafft ist.
Viel Glück und viel Erfolg!
Quelle: https://www.saarland.de/DE/portale/karriere/arbeitgeber/mdj/juristenausbildungstaatsexamen/lpa/lpa_node.html, unter Statistiken, Jahresberichte.