ChatGPT an Universitäten?

Tim Schneider · 
Man sieht zwei Sprechblasen, die wie bei einem Chat untereinander stehen. Bei der oberen erkennt man einen Menschen und bei der unteren einen Roboter, die chatten.

ChatGPT sorgte in letzter Zeit für viel Wirbel. Das auf künstlicher Intelligenz basierende Chatprogramm weiß auf beinahe jede Frage eine Antwort. Doch diese Entwicklung stellt Universitäten vor ganz neue Probleme: Wie viel Raum sollte der neuen Technologie eingeräumt werden?

ChatGPT ist seit geraumer Zeit in aller Munde. Die Abkürzung steht für "Chatbot Generative Pre-trained Transformer" und bezeichnet ein KI-gestütztes Tool des US-Unternehmens OpelAl. Es wurde darauf programmiert, mit seinen Nutzer:innen zu kommunizieren und Fragen zu beantworten. Hierzu können in einem Chat-Format Fragestellungen eingegeben werden, woraufhin durch maschinelle Lerntechnologie eine passende Antwort generiert wird. Die Antworten können dabei – je nach Fragestellung – von einfachen kurzen Sätzen bis hin zu komplexen Texten wie Referaten und Abhandlungen reichen.

Besonders die letzte Möglichkeit bereitet dabei Schulen und Universitäten Sorgen. Schließlich kann der Chatbot dazu genutzt werden, Hausaufgaben, Seminararbeiten oder gar ganze Bachelor-Arbeiten anzufertigen. Während der Einsatz von ChatGPT durch Schüler:innen zwar viele Lehrer:innen vor die relevante Problematik stellt, wie Hausaufgaben zukünftig auszugestalten sind, ist der richtige Umgang mit der neuen Technologie vor allem für die Universitäten von besonderer Relevanz. Schließlich gehen die hier anzufertigenden Arbeiten in der Regel unmittelbar in die Abschlussnote ein. Daher wird an den Hochschulen derzeit heftig diskutiert, ob und wie Studierende den Chatbot einsetzen dürfen.

Hierbei muss beachtet werden, dass der universitäre Einsatz von ChatGPT auch Vorteile mit sich bringt. So kann das KI-Modell als eine erste Anlaufstelle für Recherche- und Informationsquellen dienen. Diese erhaltenen Informationen können dann genutzt werden, um selbstständig genauer und quellenbezogen zu recherchieren. Wichtig erscheint, dass bei der Verwendung von ChatGPT das kritische Denken aufrechterhalten wird. Die vom Chatbot erhaltenen Informationen sollten stets nachgeprüft und auf ihre Richtigkeit hin kontrolliert werden. Dann kann ChatGPT ein sinnvolles Lern-Tool für die universitäre Lehre darstellen.

Auf der anderen Seite bestehen aber auch erhebliche Missbrauchsmöglichkeiten. ChatGPT erzeugt die Versuchung, die generierten Antworten ungeprüft als korrekt anzusehen. Hierdurch besteht die Gefahr, sich große Teile einer universitären Arbeit ohne entsprechende Nachweise komplett vom Programm schreiben zu lassen. In diesem Fall würde die Nutzung des Programms einen Betrugsversuch darstellen. Ein solcher wäre jedoch unter Umständen nur schwer zu erkennen, da die von der KI erzeugten Texte Unikate sind, die von gängigen Plagiatssoftwaren in der Regel nicht erkannt werden.

Aufgrund der vorhandenen Vorteile einerseits und der Missbrauchsgefahr auf der anderen Seite stellt sich die Frage, wie die Hochschulen auf diese technische Entwicklung reagieren sollten. Hierzu vertreten die einzelnen Universitäten bislang unterschiedliche Ansätze. Während einige Lehreinrichtungen sich für ein generelles Verbot von ChatGPT aussprechen, wollen andere Hochschulen das KI-Tool als Hilfsmittel für Prüfungsarbeiten zulassen und den angemessenen Umgang mit der neuen Technik sogar in den Lehrplan integrieren.  Unabhängig davon, für welche Richtung sich entschieden wird, erscheint es als grundlegend, feste Regeln für den Umgang mit ChatGPT aufzustellen, damit die Studierenden sich darüber im Klaren sind, wann die Technik zur Unterstützung herangezogen werden kann und wann die Schwelle zum Täuschungsversuch überschritten wird. Bislang fehlt es jedoch an den meisten Universitäten an verbindlichen Richtlinien. Die meisten Hochschulen arbeiten aber an entsprechenden Maßnahmen, sodass zeitnah mit entsprechenden Regelungen zu rechnen ist.